Ausgabe vom 03.07.2007
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Jens Elmar Jacobsen, Braunschweig: Schuld nicht der Jugend geben
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80 Prozent der Studienanfänger für Elektrotechnik sind in der ersten Mathe-Klausur an der TU Braunschweig durchgefallen. Das ist besorgniserregend. Sind die jungen Leute dümmer als früher oder nicht ausreichend von den Schulen vorbereitet? Ich glaube, letzteres stimmt eher.
Noch verwunderlicher ist es, wenn von den Professoren jetzt der graphikfähige Taschenrechner als Übeltäter herangezogen wird. Für mich ist es unverständlich, wenn die angehenden Studenten mit diesem Rechner eingeübt sind, in der Mathe-Klausur aber „mit der Hand rechnen“ sollen, was dann ja offensichtlich schiefgeht.
Warum werden diese Rechner in der heutigen Zeit in solchen Klausuren nicht zugelassen?
Wenn bei der hohen Durchfallquote viele Studenten ihr Studium nicht fortsetzen können, darf man sich nicht wundern, wenn in Zukunft Ingenieure für die Industrie fehlen, ganz abgesehen vom verbauten Ausbidungsweg der hoffnungsvollen jungen Leute. Manche Politiker wollen diese Misere einfach lösen, indem ausländische Ingenieure nach Deutschland geholt werden. Wie diese aber ihre ersten Mathe-Klausuren geschafft haben, interessiert niemanden mehr. Vielleicht hatten sie es einfacher. So kann es ja nicht sein. Die Studenten bei uns haben einen Anspruch auf angemessene Ausbildung und Förderung. Wenn offensichtlich zwischen Schule und Universität ein Missverständnis besteht, muss dieses schnellstens ausgeräumt werden, im Konsens und unter Federführung des Kultusministeriums. Es darf nicht einfach immer der Jugend die Schuld gegeben werden.
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