Ausgabe vom 06.07.2007
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Alexander Gehring, Braunschweig: Respekt vor den Studenten
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Natürlich ist es bemerkenswert, dass 80 Prozent der Teilnehmer eine Klausur nicht bestehen, wobei dies in Vorjahren maximal 45 Prozent waren. Sind aber 45 Prozent nicht auch etwa die Hälfte?
Das erinnert mich doch sehr an meine Erfahrungen im Grundstudium der Mathematik vor über 30 Jahren. Da kann man schon mal auf die Idee kommen nachzufragen, ob denn eigentlich die Universitäten richtig ausbilden: Schließlich wurden ja dort die Studenten bereits zumindest ein Semester betreut. Auch die Fragen, ob die Anforderungen an die Studenten, ob die Prüfungsaufgaben angemessen sind, müssen erlaubt sein.
Letzterem bin ich nachgegangen. Ich bekam besagte Klausuren zur Verfügung gestellt. Bei aller Vorsicht in der Beurteilung darf ich sagen, dass die Zusammenstellung der Aufgaben von der Themenstellung rundum gelungen ist:
Das gesamte Spektrum der Inhalte einer Anfängervorlesung war abgedeckt, die Aufgabenstellung knapp und präzise, die thematischen Anforderungen sicher nicht überzogen.
Beim Durchrechnen fragte ich mich dann allerdings doch, welchen Nutzen es wohl habe, ein- und denselben Gedankengang oder dieselben Rechenschritte gleich viermal hintereinander auszuführen, wenn auch zugegebenermaßen vor wechselndem theoretischen Hintergrund, der jedes Mal erfasst sein will?
Vorsichtig geschätzt sind etwa 300 Einzelrechnungen durchzuführen. Das sollte in drei Stunden wohl möglich sein. Aber alles muss auch hingeschrieben sein. Der Schreibaufwand ist enorm: Sieben eng beschriebene Seiten sprechen für sich, und es handelt sich bei dem Ganzen wahrhaftig nicht um einen Aufsatz.
Ich habe Respekt vor den Studenten, auch vor denen, die es nicht geschafft haben.
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